C. (17) und R. (16) berichten über das Kunstprojekt „Blaue Hortensie“:
Im Sprache-Kreativ-Unterricht machen wir viele verschiedene Dinge. Am 09.09.2020 haben wir uns das Gedicht „Blaue Hortensie“ von Rainer Maria Rilke (1906) angeschaut. Darin wird sehr bildlich eine Hortensie beschrieben. Nachher haben wir dann alle ein Ausmalbild einer Hortensie mit Wasserfarben ausgemalt, wie sie im Gedicht beschrieben wird. Es war beeindruckend zu sehen, wie unterschiedlich jeder Rilkes Beschreibung interpretiert hat. Obwohl die Hortensien ganz verschieden aussahen, hat jede zum Gedicht gepasst. Wir hatten viel Spaß dabei und sogar der Schulleiter hat eine eigene Blume ausgemalt.
Das hier ist das Gedicht:
Blaue Hortensie
Rainer Maria Rilke, 1906, Paris
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;
Verwaschnes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.